Sonntag, 16. März 2014

Eine haarige Angelegenheit – Teil 1

In der Regel behauptet man ja von sich selbst, dass man (eigentlich) nicht so eitel ist. 
Nach meinem vorletzten Friseurbesuch weiß ich, dass ich es (scheinbar) doch bin.

Chemnitz. Ich sitze seit einer gefühlten Ewigkeit mal wieder beim Friseur und das, obwohl ich morgen eine Prüfung schreibe. Ich hatte es eben sehr lange hinaus gezögert. Normalerweise schneide ich mir meinen Pony immer  - mehr oder weniger gut - mit der Nagelschere und Färbe mir auch meine Haare selbst, weil es einfach günstiger ist und schneller geht. Aber ich dachte mir: ach komm Laura, jetzt gönn dir doch mal wieder einen Friseurbesuch. Meine Zusammenfassung hatte ich auch dabei und hatte mir fest vorgenommen, nebenbei noch zu lernen.

Schnipp, Schnapp Haare ab. Zumindest mein Pony hatte es wirklich dringend nötig!
unknown photograph | CC0 on pixabay
http://pixabay.com/en/hair-haircuts-the-bundle-of-hair-193380/

Seit ich in Chemnitz wohne, gehe ich immer zum selben Friseur, wenn ich denn mal gehe.  Altbewehrt ist ja meistens gut und man weiß, worauf man sich einlässt. Bisher habe ich den Laden jedes Mal mit einem guten Gefühl verlassen. Was ich besonders schätze, ist die Möglichkeit sich günstig von Azubis schneiden zu lassen – was ja aber nicht heißen muss, dass das Endergebnis irgendwie schlechter ist. Im Gegenteil: bisher haben die immer super Ergebnisse geliefert und wurden auch extra noch während dem Schnitt von ihren Meistern kontrolliert.

Aber so nicht heute. Die mir zugeteilte Azubine fragt mich nach meinen Wünschen und ich erkläre ihr, dass ich in jedem Fall meine Ansätze gefärbt haben möchte und mein Pony, bei Bedarf auch kaputte Spitzen geschnitten werden sollen. Alles klar wird gemacht.

Bei der Farbwahl wurde ich dann plötzlich experimentierfreudig. Ich habe meine Haarfarbe nun seit mindestens einem Jahr gleich getragen: Schokoladenbraun. Jetzt war die Zeit reif für eine Veränderung, wenn sie auch nur minimal werden sollte.


Ich vor ca. einem Jahr mit meiner schokobraunen Haarfarbe.


Ich entscheide mich für ein Schokobraun mit Violett-Schimmer und für einen Kupferton in den Längen (ombré), bin mir in diesem Moment plötzlich aber doch unsicher, ob mir das wirklich steht. Mit dem Hinweis, dass meine Haare Rotpigmente sehr stark aufnehmen, möchte ich mir letzte Zweifel ausräumen lassen. Es würde bestimmt schön aussehen und die Farbe hätte kaum Rotpigmente. Na gut!

Die Farbe wird angerührt und mir zunächst auf den Ansatz aufgetragen. Wer schon einmal Haare braun gefärbt hat, weiß dass die Pampe zunächst so einen Gold-Orange-Ton hat, bevor sie sich auf dem Kopf richtig entwickelt. Meine Ansätze sind allerdings in Coral getunkt – seltsam. Naja wird schon passen, liegt bestimmt am Violett-Schimmer .

Es muss noch ein zweites Mal Farbe angerührt werden, da die erste Portion nicht für den ganzen Kopf gereicht hat. Diese ist jetzt allerdings lila, obwohl es die gleiche Farbe ergeben sollte, wie die Coral-Pampe. Ich wurde unsicher und bat die nette Azubine, lieber noch einmal nachzufragen, ob das wirklich am Ende hinkommt. Ja das würde passen, man musste eben nur andere Farben zusammenmischen, weil von der Ersten nichts mehr da ist.

Jetzt wird noch der Kupferton aufgetragen, dann heißt es warten und ich versuche zu lernen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch gute Laune. Nach einer halben Stunde skeptischen Beobachtens der Farbentwicklung, ändert sich das langsam. 

Ich sehe ROT, eindeutig!

Tatsächlich, nach dem Auswaschen bestätigt sich meine schlimmste Befürchtung: meine Ansätze sind knallrot und mein Violett-Schimmer ist ein Rot-Schimmer, welcher leider so gar nicht zum Kupfer in den Spitzen passt. Verzweiflung! Jetzt bloß nicht weinen, das ist bestimmt reine Gewohnheitssache. Erstmal schauen, wie es trocken aussieht.

Auch nicht besser! Ich sage, dass es mir nicht gefällt und dass der Rot-Stich am Ansatz echt zu heftig ist. Man schlägt mir vor, dass ich nochmal eine Farbe auf den Ansatz bekomme, die die Rotpigmente etwas rausziehen würde. Okay, bleibt mir ja nichts anderes übrig. Ich schreibe zwar morgen eine Prüfung, aber hey: ich hab' Zeit (und sitze ja nur schon seit 2 Stunden)!

Nachdem die zweite Schicht ausgewaschen und meine Haare geföhnt waren, stelle ich fest, dass sich kaum etwas verändert hat. Na klasse! Ich kann aber unmöglich noch mehr Zeit verlieren (bereits 3 Stunden) und will mich auch nicht aufführen, wie eine Tussi. Ich beschließe also stark zu sein und mich auf die Veränderung einzulassen. Es sind ja nur Haare!


Ganz klar: Braun mit Violett-Stich!

Jetzt muss nur noch mein Pony geschnitten und der Übergang zu den Längen dezent angeglichen werden. Da sollte jetzt aber lieber alles gut geschnitten werden, sonst werd' ich sauer! Als ich die Verunsicherung der wirklich netten Azubine bemerke, will ich am liebsten ganz schnell flüchten, doch ich bleibe tapfer sitzen. Schnipp Schnapp. Ich halte verzweifelt nach einem Meister Ausschau, der die Vorhaben der Azubine endlich mal im Vorfeld kontrolliert, aber nein, da kommt keiner.

Das Ende vom Lied: mein Pony ist schief (aber nein das ist er ja angeblich nicht – egal schneide ich ihn eben selbst nach) und ich bekomme - zunächst noch von mir unbemerkt - eine wunderschöne Stufe mit dieser elenden Ausdünn-Schere in meine so schon sehr dünnen vorderen Längen geschnitten. Jetzt nur nicht die Fassung verlieren und ganz schnell weg hier!

Ich bezahle mein nicht zufriedenstellendes Ergebnis und verlasse den Laden mit dem Hinweis, dass ich nochmal wieder komme, falls ich gar nicht klar komme. Einen schönen Tag noch!

Als ich zuhause ankomme, fühle ich mich seltsam. Bei jedem Blick in den Spiegel werde ich unsicherer und bereue die Veränderung. Eigentlich müsste ich ja wirklich dringend Lernen, aber ich habe gerade genug mit mir selbst zu tun. Ich mache Fotos in unterschiedlichen Lichtverhältnissen und aus verschiedenen Perspektiven: und da sehe ich es! Die böse Stufe und die tatsächlich zwei unterschiedlichen Farben am Ansatz. Das gibt es doch nicht, da hat die mir auch noch erzählt, dass die zwei Farben zur gleichen geworden sind und ich hab es ihr auch noch geglaubt! Es ist zwar kein gravierender Unterschied, aber es fällt definitiv auf. Und das Kupfer ist auch kein schönes Kupfer!

"Kupfer", Braun mit "Violett-Stich", Rot

Ich nehm' mir die Nagelschere und schneide erstmal meinen Pony irgendwie gerade…was ich eben noch so retten kann. Währenddessen beschließe ich, dass ich meine Haare so schnell wie möglich überfärben will. Morgen nach der Prüfung will ich mich um dieses Elend kümmern, aber jetzt setze ich mich erstmal hin und lerne.

Fortsetzung folgt ...

eure laurentia



2 Kommentare:

  1. Hatte mich schon gewundert dich in so kurzer Zeit mit 3 unterschiedlichen Haarfarben zu sehen :D
    Aber das die roten Haare sahen zumindest in der Prüfung echt ziemlich gut aus! Den versauten Ansatz hab ich da gar nicht gesehen

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  2. Ich wurde auch von vielen angesprochen, wieso ich jedes mal ne andere Haarfarbe habe, wenn sie mich sehen :-D. Vielleicht wäre das Rot, wenn es einheitlich gewesen wäre, auch geblieben. Aber unter den Umständen nicht...

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