Mittwoch, 19. März 2014

Eine haarige Angelegenheit – Teil 2

Seit gestern sind meine Haare bunt. Bunter als gewollt. Da tummelt sich Braun mit Violett, Kupfer, ein letzter Rest Schokobraun und vor allem Rot auf meinem Kopf. Und ich hab eine Schnittkante im Haar [juhu].

Als ich heute Morgen meine Haare gewaschen habe, stellte ich mit Freuden fest, dass sich noch jede Menge rote Farbe aus meinen Haaren löst. Ganz kurz habe ich sogar gedacht, dass die Farbe nach ein paar Mal Waschen vielleicht doch ganz gut aussehen könnte. Beim Föhnen wurde diese plötzliche Euphorie jäh in dieses Ich-hab-die-Arschkarte-Gefühl gewandelt: meine ungewollte Stufe in meinen zuvor liebevoll gezüchteten vorderen Längen lachte mich wieder an.

So beginnt ein Prüfungstag doch gut. Mit der Gefühlskombi aus völliger Hirnleere und der Gewissheit, wie der Pumuckel persönlich auszusehen. Aber ich bin ja tapfer und außerdem hab ich sowieso keine andere Wahl. Hallo Welt: hier bin ich, bitte verschone mich mit deinem  „Oh, warst du beim Friseur??? Sieht aber schööööön aus!“  - danke!

nothing left to say 

Die Prüfung bringe ich - besser als erwartet - hinter mich. Meine Veränderung blieb aber natürlich nicht unbemerkt. Einige schauen mich nur einen Moment zu lang‘ an, andere fragen nach und ich erkläre mich natürlich entschuldigend für mein Aussehen [ganzschön dumm eigentlich, die Leute noch auf den Fehler hinzuweisen]. Nachdem mir aber auch eine gute Freundin dazu rät, meine Frisur zu „reklamieren“, wenn ich unzufrieden bin, beschließe ich genau das zu tun.

Wieder zuhause angekommen, lege ich mir meine Argumentation im Kopf zurecht, die ich meinem Gegenüber gleich erzählen werde.  Mit leicht flauem Gefühl im Magen, rufe ich bei meinem Friseur an und erkläre selbstbewusst, dass ich  dieses Ergebnis so nicht hinnehmen kann. Ich sage klipp und klar, was mich stört und dass ich denke, dass ein professioneller Salon zweifellos eine kostenlose Korrektur vornehmen würde. Und schon habe ich einen Termin am nächsten Tag, wenn auch mit leichtem Murren, aber immerhin. [ich klopfe mir innerlich selbst auf die Schulter für meine Dreistigkeit]

Als ich am Tag darauf den Salon betrete, werde ich zunächst freundlich und dann, nachdem ich mich kurz vorstelle, mit einem vielsagenden Blick begrüßt. Die Azubine sei gerade in der Mittagspause und komme erst in einer Stunde wieder. Also muss ich so lange warten und vertreibe mir sinnlos meine kostbare Zeit [die nächste Prüfung ist nicht weit]mit einer erfolglosen Bummelei.

Ich will doch nur die Haare schön!
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http://pixabay.com/de/alpaka-tier-bizarr-brown-komisch-18009/

Nach einer dreiviertel Stunde gehe ich wieder zum Salon. Dort werde ich – wieder mit diesem vielsagenden Blick – von der netten Azubine empfangen. Mein schlechtes Gewissen überkommt mich und ich entschuldige mich schon im Vorfeld für all meine Kritik, die ich ihr und ihrem Meister nun aufzähle. Angeblich ist ja alles kein Problem, aber ihr Gesicht spricht Bände. Man ey, tut mir ja Leid, wenn du noch nicht perfekt bist Mädel! Das nächste Mal färbe ich es wieder selbst!

Ich gebe mir Mühe, nicht zu fordernd zu sein, mache aber noch einmal deutlich, dass ich nicht bereit bin noch einmal für Farbe zu zahlen, aber trotzdem erwarte, dass sie eine Korrektur vornehmen. Der Meister überlegt kurz und schlägt mir einen dunklen Naturbraunton für die Ansätze vor. Die Kupfernen Spitzen können so bleiben, beschließen wir gemeinsam. Okay so bin ich zufrieden.

Ich lass die ganze Prozedur und das Warten also noch einmal über mich ergehen. Zwischendurch versuche ich die Azubine etwas weich zu klopfen und fange mit ihr ein Gespräch über Ihren Hund an. Von mir aus, wenn es sie besänftigt. Als zwischendurch der Meister kontrollieren kommt [Wunder gibt es immer wieder], betone ich natürlich auch nochmal, wie wohl ich mich bei ihr fühle und wie zufrieden ich heute mit ihr bin.

Es geht ans Auswaschen und dann ans Föhnen. Jetzt wird deutlich, dass auch heute nicht alles glatt lief. Der Rot-Stich ist weg , dafür sind meine Haare jetzt nahezu schwarz. Ich überlege kurz, ob ich laut loslachen soll. Aber nein, damit kann ich leben. Ich hatte meine Haare schon einmal so dunkel und fand es gar nicht so schlecht. Ist eben nur nervig, wenn die krassen Ansätze dann sichtbar werden [Naturhaarfarbe: Aschblond]. Ich werd‘s überleben!

Als die Haare ganz trocken sind, bin ich sogar fast sowas wie freudig begeistert. Die kupfernen Spitzen bilden einen schönen Kontrast zu dem dunklen Oberkopf.

Gut, also jetzt nur noch die verunglückte Stufe ausbessern. Ich bemerke die Unsicherheit der Azubine, als ich ihr erkläre, wie ich es gern hätte. Sie holt ihren Meister zu Hilfe, der ihr sagt, wie sie vorsichtig, angleichend schneiden soll. Schnipp Schnapp.

NEIN!!! Und plötzlich sind meine vorderen Längen nur noch kinnlang. Autsch. Ich ringe hörbar nach Luft und sage, dass sie bitte nochmal nachfragen soll, bevor sie mit ihrem „Angleichen“ weiter macht. Der leicht genervte Meister kommt, schaut erschrocken aus, aber bewahrt die Fassung. Er übernimmt und versucht zu retten, was zu retten ist. In meinen Augen ist das nicht viel. Ich ärgere mich, dass  ich die Kante nicht einfach drin gelassen habe, denn nun sind mindestens 18 Monate Haarzucht Pfutsch [nach wenigen Tagen habe ich mich unerwarteter Weise ganz gut daran gewöhnt].

Der Längenunterschied ist schon bissl zum verrückt werden...

Ich will hier weg - wiedermal! Sie stylen mich noch und dann gehst ans kassieren. Die Azubine sagt mir, dass sie mir nur das Waschen berechnet: 8€. Damit kann ich leben. Ich bedanke mich und verlasse mit einem recht zufriedenen Gefühl den Salon (vielleicht für das letzte Mal?).

Mein Resümee zum hinter die Ohren schreiben: Färben und Pony schneiden Zukunft wieder selbst machen! 

eure laurentia

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