Geschafft - und wie!? Über Wochen, die wie im Zeitraffer vergingen und mich gefühlt 5 Jahre gekostet haben...
#1: Ausziehen?! ja[x], nein[
], vielleicht [x]
Wir hatten schon einen Kloß im Hals, als wir die Kündigung
unwiderruflich in den gelben Briefkasten geworfen haben. Es war keine leichte
Entscheidung aus dem ersten selbstgeschaffenen Nest auszuziehen, denn es
steckte verdammt viel Herzblut darin. Doch zu Vieles sprach dafür: die neu
zugezogenen Nachbarn, die uns gern mit lautstarkem Liebesspiel oder schl-/r-echter
Musik beschallten, die Ungewissheit des weiteren beruflichen Werdegangs, die zu
hohen Nachzahlungen und dazu die unzuverlässige Hausverwaltung [mir kommt die
Galle, wenn ich nur daran denke].
Das Gute daran: man durfte auch gespannt sein, auf das was
kommt. Eine neue Chance, vielleicht ein neu eingeschlagener beruflicher Weg,
hoffentlich eine angenehmere Nachbarschaft. Auf in die Wohnungsschlacht!
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Die Wohnung war schon etwas Besonderes - vor allem der riesige Balkon! |
#2: Die WG-Suche
Eigentlich könnte ich dieser einen eigenen Beitrag widmen,
doch um es kurz zu fassen: ich hab' bei Weitem nicht so einfach eine geeignete WG
gefunden, wie ich mir das vorgestellt habe [und das in Chemnitz]. Aus dem
anfänglichen Bestreben so wenig Aufwand wie möglich zu betreiben, wurden
notgedrungen doch 9 WGs, die ich mir angeschaut habe.
Eine Liebe auf den zweiten Blick war WG 1. Ich fragte eines
süffigen Abends einen Bekannten, ob er nicht zufällig eine neue Mitbewohnerin
suche – zufällig ja. Sie wollten mich, ich wollte sie -vielleicht, versteifte
mich dann aber unverhofft auf WG 2, sagte
WG 1 vorschnell ab, kam dann nach der Absage von WG 2 kleinlaut wieder auf WG 1
zurück, besuchte diese erneut und dann verliebte ich mich. Einziges und
schließlich ausschlaggebendes Problem: der die WG verlassende Mitbewohner
wusste noch nicht, ob er die WG überhaupt verlassen würde [eine reichlich späte
Info] und wenn dann erst Ende September…Schade!
Ich fing also bei „Null“ an und vereinbarte einen
Besichtigungsmarathon mit verschiedenen WGs innerhalb kürzester Zeit. Das
Telefon-Nummern-Chaos war also vorprogrammiert, sodass ich irgendwann ein lustig
verpeiltes Gespräch mit einem meiner potentiellen Mitbewohner führte, dessen WG
ich mir „dann gleich“ anschauen wollte – das war allerdings bereits 2 Tage
zuvor passiert. Dedümm!
Unterm Strich waren
alle WGs auf Anhieb sympathisch und wir haben uns meist gut unterhalten [okay
ich hab sie vielleicht ein wenig totgequatscht :-D]. Einzige Ausnahme: eine gut
gelegene und wirklich auch sehr nette WG hatte keinen - haltet euch fest -
Fernsehanschluss!!! Ich dachte sie machen Witze, aber als sie bemerkten, dass
ich meine Aussage „Ich könnte meinen ganzen Tag nach TV-Sendungen planen, wenn
ich wöllte“ durchaus ernst meine, bin ich wohl schon von selbst durchs Raster
gefallen [nicht dass ich den ganzen Tag TV schaue…aber ich bin immerhin
Medienstudentin…*räusper*].
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Herausforderung angenommen! Mit etwas Kreativität bekommt man auch in 11m² alle Möbel (maßstabgetreu!) hinein gebastelt... ;-) |
Schließlich habe ich mich nach einiger Wartezeit auf
verschiedene Zusagen/Absagen für genau DAS Zimmer entschieden, welches ich mir
eigentlich gar nicht erst anschauen wollte, weil es nur 11m² groß ist. Aber die
Lage und der Preis sind unschlagbar und noch dazu wird’s mit drei supernetten
Mitbewohnern bestimmt nicht langweilig [und ja sie haben einen Fernsehanschluss].
Check!
#3: Der Umzug
Wie war das mit Murphys Law? Jap…ich glaube er hat alles
beschrieben, was einem bei einem Umzug so in die Quere kommt. Insbesondere
folgende Aussagen, hätte man treffender nicht formulieren können:
„Wenn etwas
schiefgehen kann, dann wird es auch schiefgehen.“ Oh ja! Insbesondere die
WG-Suche an sich hat das schon mehr als deutlich gezeigt. Außerdem hat meine handgemischte
grüne Wandfarbe natürlich nicht gereicht, sodass die Wand jetzt fleckig ist. Achso
und ich habe meine Matratzen nach Probeliegen auf der harten Variante versehentlich
aus dem falschen Regal eines schwedischen Möbelhauses entnommen, sodass ich mir
die „mittelweichen“ [quasi watteweich] ins Haus geholt habe. Zum Glück gibt’s ja
jetzt das neue lebenslange Rückgaberecht, da kann man die problemlos zurück
bringen (wenn man den Kassenzettel nicht verloren hätte…).
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Zwar noch nicht ganz fertig, aber dafür schon schön fleckig. Egal hauptsache GRÜN! |
„Das, was Du suchst,
findest Du immer an dem Platz, an dem Du zuletzt nachschaust.“ Wo ist denn...
das Klebeband/ die Leiter [übrigens meistens in der anderen WG]/ meine
Armbanduhr [immernoch verschwunden]/ der Schlüssel/ die Bohrmaschine/ usw.
„Egal, wie lange und
mühselig man versucht, einen Gegenstand zu kaufen, wird er, nachdem man ihn
endlich gekauft hat, irgendwo billiger verkauft werden.“ Oder auch bereits
zuvor! Mein Bett beispielsweise hat 3 Tage davor noch 50€ weniger mit der
Family-Card gekostet. Bitter.
„Die andere Schlange
kommt stets schneller voran.“ Warum fällt mir schon wieder Ikea ein? Ein
Tipp an alle Nicht-Lebensmüden: wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, geht möglichst nicht an einem Freitag/Samstag
zu Ende oder Anfang eines Monats zu Ikea – alle die Umziehen machen das
nämlich auch.
„Alles, was Du in
Ordnung zu bringen versuchst, wird länger dauern und Dich mehr kosten, als Du
dachtest.“ Wahre Worte! Ich verstehe bis heute nicht, weshalb unsere
Zeitplanung absolut nicht aufging, obwohl wir schon zu zweit 4 oder 5 16-Stunden-Tage
eingelegt haben, bevor der eigentliche Umzug losging.
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Fast fertig, ich liege schon mal Probe! |
„Wenn man lange genug
an einem Ding herumpfuscht, wird es brechen.“ Absolut. Ich denke nur an
meine geliebte türkise Wand, welche es unter Zeitdruck zu überstreichen galt.
Merke: viel Farbe und häufiges Überrollen der nassen Tapete bringt nichts,
außer dass sich die Tapete schließlich von der Wand löst.
#4: Das WG-Leben
Wie lebt es sich in einer WG mit 3 Mitbewohnern ohne
Geschirrspüler und mit nur einem kleinen Kühlschrank? Bis jetzt kann ich mich
nicht beklagen, obwohl Aufwaschen wirklich nicht zu meinen liebsten Aufgaben
gehört. Die Schränke und Regale sind gnadenlos überfüllt und auch im Kühlschrank herrscht
ein gewisses Chaos. Doch mit all diesen Dingen kann man sich arrangieren und
putzen muss man dafür auch nur alle 4 Wochen.
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Ein kleines bisschen voll. Naja hauptsache das Regal hält :-D |
Das was ja eigentlich viel mehr zählt sind die Menschen, mit
denen man zusammen wohnt. Nach einigen Kochabenden und Flaschen Wein und einem
genial gebauten Deckel für meine Wüstenrennmäuse (ein großes Dankeschön nochmal
@Basti the builder) kann ich nichts Schlechtes sagen. Ich denke, ich hab' es
echt gut getroffen und wenn ich meine Ruhe haben will, kann ich mich ja in mein
11m² Reich zurück ziehen [vorausgesetzt die Mäuse drehen/ knabbern nicht am Rad].
Erstaunlich ist nur, dass sie alle schon 29 sind, mir das
aber überhaupt nicht so vorkommt. Im Gegenteil: ich fühle mich regelrecht alt
und spießig, wenn ich vor 12 schlafen gehe und bereits am Vormittag wach
bin :-D [manchmal habe ich regelrecht Angst, dass ich meine Mitbewohnerin
wecke, wenn ich mir 13 Uhr 'nen Kaffee rauslasse].
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Auch Molly,Vanilla und Browny haben eine neue Behausung bekommen - mit selfmade Scharnierdeckel (by Basti the builder) |
#5: Wo ist mein Plan B?
Drei Tage nachdem ich begonnen habe, es mir in meiner super-uninahen WG wohnlich zu machen lag der lang ersehnte Brief zwecks Masterplatz endlich im Briefkasten: eine Absage.Wirklich praktisch und kein bisschen ein Schlag ins Gesicht, wenn man sich darauf versteift hat, in Chemnitz zu bleiben...
Und jetzt? Da werd' ich mir wohl doch gaaaanz viel Zeit für das Beenden der Bachelorarbeit lassen und es nächstes Jahr nochmal versuchen. Zwischendurch bestünde dann also die Möglichkeit für: Praktika, Geld verdienen, Reisen, Auslandssemester,... aber darüber muss ich mir noch ein wenig einen Kopf machen, denn Plan B ist Fehlanzeige [und Geld ebenfalls, weshalb einige Optionen wohl von selbst wegfallen].
Wenn wir schonmal beim Thema Geld sind: derzeit gibt es auch noch Stress wegen der Kautionsrückzahlung der alten Wohnung - juhu.
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FERTIG. Mein neues, gut gefülltes Reich. Das Clou dieses Multifunktionszimmers: wenn man das Bett vorsorglich auszieht und dann angetrunken nachhause kommt, muss man nur zur Tür hinein treten und sich fallen lassen. |
Resümee: Umzüge sind anstrengend. Wenn man dann zuzweit noch
quasi zwei Umzüge auf einmal organisiert und durchzieht, dann sogar potenziert
anstrengend (2²=4). Zum Glück gab es viele nette Helferlein, ohne die wir das nicht geschafft hätten. Danke noch einmal! Dennoch: Ich denke, davon hab ich erstmal genug ;-)
Zum Schluss noch eine schnulzige Volksweisheit, welche viel Wahrheit enthält [nicht nur bei Umzügen]:
Es gibt ein Bleiben im Gehen,
ein Gewinnen im Verlieren,
im Ende einen Neuanfang.
eure laurentia