Sonntag, 26. Januar 2014

Immer ich, hab' ich ein Pech...

Ich hab mich noch nie so glücklich gefühlt, in einem Flugzeug zu sitzen!

Dublin 2011. Ich bin jetzt seit 6 Monaten in Irland und werde den Gedanken einfach nicht los, dass ich meinen 19. Geburtstag gern zuhause bei meinen Liebsten verbringen würde.  Also durchkämme ich die Websites der Fluggesellschaften und halte Ausschau nach einem günstigen Flug.

Viel Geld habe ich ja leider nicht, aber schließlich werde ich doch fündig.  Ein Hin-und Rückflug einer Billigairline soll es sein, welcher preislich und zeitlich gut passen würde. Aber oh! Es ist ja nur noch 1 Platz zu diesem Preis frei…was jetzt? Wenn ich jetzt erst Paps frage, ob ich das mit seiner Kreditkarte buchen darf, ist der Flug womöglich weg. Also nicht lang schnacken, jetzt wird gebucht [ich selbst besitze keine Kreditkarte, aber die Kartendaten meines Vaters kenne ich]. Gesagt, getan.

Voller Vorfreude schreibe ich meinem Vater eine E-Mail, dass ich für ein paar Tage nach Hause kommen werde und mich mal kurz seiner Kreditkarte bedient habe, aber den entsprechenden Betrag selbstverständlich gleich zurück überweise. Wer jetzt denkt, dass geht so klar [so wie ich], irrt sich. Meine Eltern fanden es gar nicht cool, dass ich einfach so, ohne vorher zu fragen, ihre Geld verwende. Hubs…aber hey ich hatte gute Gründe und der Betrag ist doch alles schon wieder auf dem Konto, bevor es überhaupt abgebucht wird.  Aber ich hätte eben erst fragen sollen, um Streit zu vermeiden [Tipp: streite dich niemals über eine große Distanz mit deinen Liebsten]. Zu spät. Vom Flughafen können Sie mich leider auch nicht abholen, also buche ich noch schnell ein Zugticket (natürlich ohne Rücktrittsversicherung). Nachdem der erste Groll  meiner Eltern etwas verdaut war und mein Kommen näher rückte, freuten sich meine lieben Daheimsitzenden aber doch auf mich. Und ich mich auch mit jedem Tag mehr.

Happy Birthday to me!
photo by Aliarts | CC0 public domain
http://pixabay.com/en/birthday-birthday-cake-cupcake-50808/
Es hätte alles so schön sein können, wäre da nicht dieser blöde Eyjafjallajökull gewesen. Wer sich erinnert weiß, dass dieser bereits 2010 mit seiner Aschewolke halb Europas Flugverkehr lahm gelegt hat. Zwei Tage vor meinem Abflug sitze ich gerade vor dem TV und schaue Nachrichten, als ich sehe, dass der Vulkan wieder aktiv ist und große Mengen Asche in die Atmosphäre spuckt. Es werden Einschränkungen im irischen und britischen Flugraum prognostiziert.

Ein ungutes Gefühl überkommt mich und ich checke sofort, ob mein Flug storniert wurde. Das tue ich ab diesem Zeitpunkt in jeder freien Minute, aber zum Glück wird immer angezeigt, dass alle Flüge der Billigairline planmäßig fliegen sollen und die Fluggesellschaft auch von keinen Störungen durch die Vulkanasche ausgeht. Ich packe also meinen Koffer und gehe mit einem mehr oder weniger positiven Gefühl schlafen.

Am nächsten Morgen checke ich als erstes meinen Flug und stelle erleichtert fest, dass er immer noch fliegen soll. Als ich in die Küche gehe, empfängt mich meine Gastmutter mit besorgtem Blick und informiert mich, dass einige Airlines bereits alle Flüge für den nächsten Vormittag abgesagt haben. Nein!!! Bloß nicht. Doch es kam wie es kommen musste, auch mein Flug wurde gegen 13 Uhr storniert – obwohl die Fluggesellschaft auf ihrer Website informierte, dass sie diese Entscheidung der Luftwacht für Schwachsinn hielten und nach wie vor in Gesprächen waren, sodass die Flüge morgen vielleicht doch starten würden. Aus Verzweiflung und Wut, hab ich erstmal eine Runde geweint. Dieser blöde Vulkan, muss er denn ausgerechnet jetzt so viel Asche kotzen?!

So hoch hinaus aus auch der Eyjafjallajökull seine Asche gespuckt.
photo by WikiImages | CCO
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Das Ende vom Lied war, dass mein Flug nicht mehr geflogen ist, ich aber die Möglichkeit bekommen habe, den nächsten freien Flug der Airline kostenlos zu nutzen oder mir den Flugpreis erstatten zu lassen. Bis Mitte der nächsten Woche wäre aber kein einziger Platz mehr frei. Na toll! Jetzt muss ich in den sauren Apfel beißen und meine Eltern um Geld fragen, wo sie ja so schon so gut auf dieses Thema zu sprechen sind. Aber jetzt nicht nach Hause zu fliegen, ist für mich auch keine Option, schließlich habe ich mich so darauf gefreut. Zum Glück sind meine Eltern verständnisvoll und lassen mich einen Flug buchen, welcher einen Tag nach meinem Geburtstag gehen würde und fast das zehnfache (!!!) des ursprünglichen Hinflugs kostet. Aber das ist es mir wert! Am Tag des stornierten Flugs [meiner wäre 9 Uhr gegangen], wurde am Morgen die Meldung durchgegeben, dass alle Flüge ab 10 Uhr doch wieder planmäßig fliegen und die Stornierungen aufgehoben werden, da die Feinstaubbelastung durch die Asche den Grenzwert nicht mehr überschreitet. Das nenne ich mal Pech!

Doch meine Story geht noch weiter. Zum krönenden Abschluss habe ich mir wieder mal ein Fettnäpfchen sondergleichen geleistet. Es ist mir tatsächlich heute noch peinlich, dass ich das wirklich geschafft habe. Ich meine… gut, ich bin eine Frau, aber ich bin immer fest davon ausgegangen, dass ich  dafür einen doch Recht guten Orientierungssinn habe. Nun ja…

Dublin Airport.  30 Minuten vor Abflug : mein arschteurer Flug wird ausgerufen - das Bording beginnt. Ich begebe mich also zu den Gates.  Bei Nummer 36 angekommen, stelle ich mich dort in eine relativ kurze Schlange [ich denke mir: Und wieso ist der Flug so teuer, wenn nur so wenige mitfliegen?]. Gegenüber ist Gate 35, wo jede Menge Leute stehen und auch schon in ihr Flugzeug gehen. Doch meine Schlange steht noch. Wer weiß, wird wohl doch noch kurz dauern, wenn wir nur so wenige sind…

Eine viertel Stunde vor Abflug wundere ich mich dann aber schon, dass immer noch nichts los geht und werde langsam nervös. Ich schaue nochmal auf mein Ticket, ob ich auch wirklich zu Gate 36 muss: ja. Ich stehe also richtig. Alles wird gut, beruhige ich mich und warte geduldig.  Plötzlich sehe ich aber das Ticket meines Vordermanns und lese mit Schrecken: Nice [Nizza] Gate 35. Das darf doch nicht wahr sein!? Mir wird abwechselnd heiß und kalt. Ich ohrfeige mich innerlich selbst für meine Blödheit und konzentriere mich auf das, was ich jetzt  gleich tun werde.

10 Minuten vor Abflug.  Ich schaue schnell zu Gate „35“, welches in Wirklichkeit Gate „36“ ist und stelle fest: nur noch 2 Leute stehen am Schalter. Ich packe meine Sachen, nehme die Füße in die Hand und drängel mich so schnell ich kann zum Ende meiner Schlange. Am richtigen Gate stehen jetzt nur noch die Flugbegleiterinnen und packen ihre Sachen zusammen. Ich komme aufgeregt dort an und versuche ihnen klar zu machen, dass ich unbedingt noch mit muss. Sie schauen etwas verwirrt aus ihren Kostümen und ich erkläre, dass ich am falschen Gate stand. Zum Glück sind sie ganz freundlich und gehen

5 Minuten vor Abflug gemeinsam mit mir zum Flugzeug. Ich bin also der letzte Fluggast, der zusteigt und genau so schauen mich auch alle anderen Fluggäste an.  Aber das war mir in diesem Moment egal.

Endlich über den Wolken!
photo by sere | CC0
http://pixabay.com/en/sky-sunset-clouds-airplain-206136/

Die Türen werden geschlossen, ich setzte mich noch schnell und schon geht’s los…Was für eine verrückte und vor allem teure Woche![mein Zugticket war ja auch noch pfutsch...] Aber wie sagt man so schön: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht!“ (®Mali)

eure laurentia

Sonntag, 19. Januar 2014

Da wo die Sonne nie hinscheint

1. Es kommt sowieso anders und 2. als ICH denke! 

Chemnitz. An einem bewölktem Sonntagmittag im Sommer 2013 steige ich aus dem Zug aus Leipzig. Eine lange Partynacht lag hinter mir und ich sehnte mich nach meiner bequemen Couch, um dort den Rest des Katertages zu verbringen. Also nichts wie nach Hause!

Chemnitz Hauptbahnhof | nicht der schönste Ort der Welt

In Anbetracht des annehmbaren Wetters und der gediegenen Tageszeit, entschließe ich mich kurzer Hand nicht auf den nächsten Anschlussbus zu warten [wäre erst nach 25 Minuten gekommen], sondern das Stückchen nach Hause zu laufen. Ich wohne auf der "guten Seite" vom Sonnenberg - das "Problemviertel" von Chemnitz. Vom Hauptbahnhof aus muss man einen riesigen Bogen laufen, um da hin zu kommen, wo ich hin will. Doch es gibt noch einen anderen, viel kürzeren Weg, welcher durch einen Tunnel unter dem Bahnhof führt und zurecht ziemlich verrufen ist. Man sagt, dass dort regelmäßig Drogen gedielt, Leute zusammen geschlagen oder überfallen werden. Einmal soll dort sogar ein Mensch grausam hingerichtet worden sein. Deshalb meide ich diesen Weg in der Regel und warte lieber auf den Bus. Aber nicht heute, denn um diese Tageszeit wird einem ja bestimmt nichts passieren!

Ich gehe also mit einem positiven Gefühl und mit flottem Schritt auf den Tunneleingang zu. In der Röhre waren mehrere Leute zu sehen, welche mir aber alle ziemlich normal vorkommen. Nur ein Mann am anderen Ende des Tunnels scheint mir Probleme zu haben, sich auf seinen Beinen zu halten. Doch er ist jain Richtung Ausgang unterwegs und wird den Tunnel bestimmt vor mir verlassen. Entschlossen nehme ich noch einen letzten Atemzug frischer, noch nicht nach Urin riechender Luft, bis ich den von Graffiti geschmückten Durchgang betrete.

Ich schaute mir jeden, der mir entgegenkommt, genau an. So langsam ergreift mich doch ein leicht beklommenes Gefühl, sodass ich auch schaue, ob irgend jemand hinter mir läuft. Doch da ist niemand, außer die mir zuvor entgegengekommenen Leute, die gerade den Tunnel verlassen.

Vor mir in etwa 50m Entfernung war nun nur noch besagter Mann, der mit sich selbst stark zu kämpfen hatte. Ganz schön gruselig, wie er sich an der Wand entlang hangelt und zwischendurch immer wieder hinhockt. Der ist bestimmt total zugedröhnt. Oh man, wieso bin ich nicht einfach den längeren Weg gelaufen?! Puh. Positiv denken! Du schaffst das, Laura! Mein Tempo reduziere ich auf die Hälfte - in der Hoffnung, dass dieser Junkie das Tunnelende vielleicht doch noch vor mir erreicht. Im Prinzip ist mir allerdings klar, dass diese Möglichkeit angesichts seines Zustands gleich gen Null geht.

Also wäge ich meine Chancen ab... Wenn ich noch langsamer laufe, werde ich wohl nie ankommen - also abgelehnt. Wenn ich jetzt die Beine in die Hand nehme und einfach ganz schnell an ihm vorbei renne, wird er aber womöglich erst Recht auf mich aufmerksam und mobilisiert womöglich seine letzten Kräfte, um mich zu überwältigen - auch eher suboptimal. Habe ich irgendetwas bei mir, womit ich mich im Fall des Falles wehren könnte? Eher nicht, außer mein Gepäck, welches ich höchstens zum um mich Schlagen nutzen könnte.

Aber wird dieses Häufchen Elend, welches gerade schon wieder in der Hocke am Boden ist, mich denn überhaupt wahrnehmen? Plötzlich bekomme ich ein schlechtes Gewissen und überlege, ob und wie ich ihm eventuell helfen könnte. Doch zu Gunsten meiner Sicherheit entscheide ich mich letztlich dafür, einfach schnellen Schrittes an ihm vorbei zu laufen und dabei einen möglichst großen Bogen um ihn herum zu nehmen.

Der Tunnel | Ort des Geschehens

Ich nehme also wieder an Tempo auf und genau in diesem Moment - er ca. 20m vor mir - steht er auf und hangelt ein paar Schritte weiter. Mein eigener Pulsschlag ist deutlich zu hören, ich bekomme Angst und laufe noch schneller. Gerade als ich kurz vor ihm bin passiert das Unglaubliche. Er hockt sich wieder hin, entblößt seinen dreckigen Hintern und kackt mitten in den Tunnel!!! Ich kann es kaum fassen, bin total angewidert und beschließe die letzten Meter bis zum Tunnelausgang keine Luft mehr zu holen. Bei den Geräuschen und dem Anblick, kann man sich ausmalen, wie es riechen muss [ich selbst war an diesem Tag ja auch leicht verkatert und mein Magen deshalb etwas empfindlich]. Einfach nur ekelhaft.

Kopfschüttelnd und völlig erleichtert gehe ich wieder ans Tageslicht und schwöre mir, von jetzt an nie wieder durch diesen Tunnel zu gehen! Es ist wirklich traurig mit anzusehen, was Drogen und Alkohol alles kaputt machen können. Nachdem ich den ersten Schock verdaut und die Story einigen meiner Freunde erzählt habe, konnte ich aber auch darüber schmunzeln. Sowas passiert auch nur mir an einem Sonntagmittag in Chemnitz.

eure laurentia


Donnerstag, 16. Januar 2014

Au-pair auf Schaumparty

Eine meiner wohl dämlichsten Aktionen, die ich in einer Küche jemals verbockt habe.

Dublin. Endlich bin ich fertig mit der Beseitigung des allmorgendlichen Schlachtfelds  in der Küche, bevor ich in meine wohlverdiente Mittagspause gehe. Nur noch schnell den Geschirrspüler anstellen! Ich öffne die Schranktür unter der Spüle und stelle fest: natürlich wurden die Geschirrspültabs beim Einkauf wieder vergessen. Aber jetzt noch alles mit der Hand spülen?? Äh, nein!

Wie war das noch? Das geht doch bestimmt auch mit Geschirrspülmittel, wenn ich das in das kleine Fach für den Tab einfülle. Wäre doch gelacht, wenn das nicht funktioniert. Ich glaube mich zu erinnern, dass mir meine Gastmutter noch gesagt hat, dass ich das notfalls nehmen könnte. Gedacht, getan. Wird schon schief gehen. Ein kurzer Kontrollblick auf den Geschirrspüler als ich die wahrscheinlich arschteure Designer-Wohnküche mit dem schönen dunklen Parkett verlasse. Läuft!

Dann die 30 Minuten Ruhe genießen, bevor ich die Kids aus dem Kindergarten holen muss. Kurz bevor ich los laufe will ich nur schnell die Schlüssel holen, die noch auf der Theke liegen. Plötzlich trifft mich der Schlag und ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll. OMG! Was ist das??? Die Küche war eine einzige Schaumparty und aus dem noch laufenden Geschirrspüler sprudelte der Schaum munter weiter aus allen Seiten heraus.

Schock! Alles voller Schaum!
photo: byrev | public domain CC0
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Na herzlichen Glückwunsch, endlich hab auch ich mal eine Schaumparty besucht. Wie bekommt man so viel weiße Plürre schnellstmöglich beseitigt [ich stand ja arg unter Zeitdruck]? Ich schalte den Geschirrspüler schnell aus und organisiere mir  – auf einmal geistesgegenwärtig - einen Eimer und schöpfe so viel Schaum aus der Küche hinaus auf die Terrasse wie möglich. Leider muss ich feststellen, dass unter der weißen Pracht sich ein halber See gebildet hatte.

Hoffentlich hat das Parkett keinen Schaden davon getragen! Mein schlechtes Gewissen wegen der wartenden Kinder und die bevorstehende Parkettkatastrophe spornen mich zu Höchstleistungen an und ich wische alles mit der -  zum Glück noch nicht gewaschenen-  Wäsche auf. Anschließend beseitige ich auch diese Spur für mein Missgeschick, indem ich die Gelegenheit zum Wäschewaschen nutze.

Ein letzter hoffnungsvoller Blick in die Küche ein Stoßgebet gen Himmel, dass der Schaum auf der Terrasse sich auflöst, bevor ich wieder komme. Nun im Laufschritt gen Kindergarten! Und eins ist klar: nie wieder Spülmittel in den Geschirrspüler! Bei diesem Gedanken muss ich über meine eigene Dummheit schmunzeln…

                                                                                                                                          laurentiamein